Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7 / 12 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7 / 12 Next Page
Page Background

Ich stelle mir vor, mich so anzunehmen, wie ich bin und meinen Körper,

meinen Geist und meine Seele als das großartige Geschenk zu würdigen, das

mich ausmacht. Ich stelle mir vor, dass alle Menschen sich mit der Welt, mit

Anderen und der Natur verbunden fühlen und wir uns deshalb darum bemühen,

nichts und niemanden zu schaden. Ich stelle mir vor, mich an der Kraft zu

erfreuen, die ich habe, weil ich der Liebe vertraue, weil ich anderen vertraue und

mir selbst vertrauen kann.

Ich stelle mir vor, welche Energien wir alle freisetzen können, wenn wir

aufhören gegeneinander zu kämpfen und misstrauisch, neidisch oder ängstlich

zu sein. Stattdessen würden wir unsere Kraft gemeinsam auf das richten, was

wir wirklich wollen!

Ich habe einen Traum, den ständigen Kampf mit meinem Nachbarn aufzugeben

und stattdessen wohltuende Begegnungen zu erleben.

Wenn wir uns umsehen, bestimmt aber nicht grade die Liebe unsere Welt.

Mein Nachbar beispielsweise hat die unangenehme Angewohnheit,

unaufgefordert in meinem Garten aufzutauchen, wenn ich dort entspannt

arbeiten möchte.

Hände in den Taschen, Brust rausgestreckt, ertönt seine barsche Stimme: „Wann

kommt denn wohl endlich mal das Holz hier weg?“, oder auch „Putzt ihr eure

Fenster überhaupt mal?“, „Der Wagen hat hier aber nichts zu suchen. Wenn der

nicht bald wegkommt, dann ruf ich bei der Polizei an.“ Es gibt noch andere

ebenso unerfreuliche Variationen. Viele Menschen kennen solche Nachbarn und

wissen, wovon ich spreche. Ich habe mich redlich bemüht, klärende Gespräche

zu führen, – was auch kurzfristig funktionierte – komme aber trotzdem kaum

dagegen an, eine Abneigung gegen ihn aufzubauen. Wenn ich ihn nur von

Weitem auf der Straße sehe, versuche ich, ihm auszuweichen, warte oft sogar

einen Moment bis er weg ist. Ich schließe auch die Gartentür ab, obwohl ich ein

Freund offener Türen bin, nur um diesen Begegnungen zu entkommen. Ich

könnte diese Liste noch weiterführen. Was mir aber noch zusätzlich passiert, ist

noch viel schlimmer. Ich beschäftige mich dauernd mit ihm! Das verdirbt mir

manchmal dauerhaft die gute Laune und verhindert einen nahen Kontakt zu mir

selbst und zu andern. Das ist ein hoher Preis!

Ich bin nicht bereit, diesen Preis zu zahlen!

Aber was wäre die Alternative? Wegziehen? Noch mehr Grenzen ziehen oder

selbst mit Drohungen reagieren? Das sind alles keine verlockenden

Lebensaussichten. Wie wäre es, wenn ich mich hier für die Liebe entscheide?

Was würde die Liebe tun?

Sobald ich das denke, kommt die Wahrnehmung ins Spiel. Ich stelle fest, der

Nachbar ist nicht „böse“, er will mich nicht einmal verletzen. Er ist nur

ungeschickt und unsensibel, aber nicht wirklich hinterhältig! Auch wenn ich mir